Pressestimmen
6ix am Jazzfestival in Schaffhausen 2013
[...] In Sachen Offenheit und Originalität übrigens stellte dieses Jahr in Schaffhausen das Oktett 6ix + 1 alles andere in den Schatten. Die improvisierenden Instrumentalisten und Elektroniker verteilten sich am Freitag- und Samstagnachmittag im Kreuzgang des Klosters Allerheiligen auf kleinen Solistenbühnen. Ihre Sounds wurden abgemischt und mit achtzig Lautsprechern über die ganze Anlage verbreitet. Nun spazierte man zum Beispiel an Urs Leimgruber am Saxofon oder Dorothea Schürch an der singenden Säge, am Pianisten Jacques Demierre oder an der Cellistin Okkyung Lee vorbei. Und hörte so immer wieder eine neue klangliche Mischung. Allenfalls im Zentrum des Klostergartens, in der wuchernden Flora, wo auch die Vöglein pfiffen, wäre die Musik quasi in ihrer Totalität und ganzen Wahrheit zu vernehmen gewesen.
Ueli Bernays, NZZ, 25.5.2013

almost even further
6IX (6 i x) hat sechs Köpfe, sechs kluge und abenteuerlustige Köpfe, klug genug, zu versuchen, der Phänomenologie von Maurice Merleau-Ponty, die dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren nachspürte, ein Kapitel über das Hörbare und das Unhörbare anzufügen. Almost even further(LR 644) heisst dieses Kapitel, mit dem Jacques Demierre und Urs Leimgruber zusammen mit Dorothea Schürch, Okkyung Lee, Thomas Lehn und Roger Turner ihre sechs Leiber in die Welt versenken, bevor diese noch das Denken angefangen hat. Oszillierend zwischen Bewusstsein und den Dingen wird, balancierend auf der Hörschwelle, ganz bewusst die Berührung mit dem vorbewussten Beinahenichts gesucht. Das Hörbare und das Unhörbare vergewissern sich, indem sie sich berühren, ihrer selbst. Bei diesem Sichannähern an die Namenlosigkeit, Lautlosigkeit, Absichts- und Zwanglosigkeit, das unwillkürlich den Namen Beckett evoziert, ist es allein noch das Schwinden, das um sich greift, das weiter will, das weiter will . Es macht da kaum noch Sinn, so grobe Dinge zu benennen wie Piano, Saxophon, Stimme und singende Säge, Cello, Analogsynthesizer und Percussion. Ihr Klangspektrum ähnelt hier den Phasen, in denen die schmalsten Mondsicheln die unsichtbare Fülle des Neumonds in Klammern setzen. Spitzer Feinschliff, Mäusepfiffe oder keckernde Triller, schabende und knarzende und brummig umkurvte Saiten, ein Minimum an Pianotönen, ein passagenweise nahezu stimmloser, fauchender oder summender Hauch von Stimme, Lehn mit erratischen oder motorischen blubbernden Impulsen und elektronischen Spinnweben und Turner mit feinem oder feinstem Genestel und Geraschel und nahezu schwerelosem Getüpfel bilden den hörbaren Teil. Der sich durchaus zu rappeligen, krähenden Crescendos steigern kann, zu erregtem Gezappel und Schüben von Juckreiz und Hyperventilation. Der bei 'Faintly White' aber ganz versunken am Busen von Nichts und wieder Nichts nuckelt, um zuletzt unüberhörbar wie der Wind durch den Ginster zu streifen. [BA 74 rbd] Rigobert Dittmann

6ix: Almost even further **** 1/2
In Bernd Schoch's wonderful documentary "But the Word Dog Does Not Bark" about the Schlippenbach Trio (hopefully soon to be released on Intakt) Evan Parker remarks about the process of improvised music that "it's a question of finding a new path in an essentially known landscape (...). We sort of know the territory and when we get to the edges of the territory, what happens then? Can we see something we didn't see? We go to that corner of the territory but instead of looking back to the things we know, for once we take the chance to look out".
This is particularly true for 6ix's "Almost even further", the musicians explore their territory, they go out really far before they proceed even further. 6ix is Jaques Demierre (piano), Urs Leimgruber (saxophone), Okkyung Lee (cello), Thomas Lehn (synthesizer), Dorothea Schürch (voice, singing saw), and Roger Turner (drums), together they sound like a micro ensemble reminding of Evan Parker's Electro-Acoustic Ensemble or King Übü Orchestrü. You feel like sitting on a hide listening to the music of the forest at night, unknown sounds come up, strange creatures communicate in a foreign language, which is fascinating because you are allured and attracted by this strange world. However, you have to be careful because the voices are very shy, as soon as you think you can catch one it immediately withdraws.
There are a lot of great moments on this album: Lehn's synthesizer blends so well with Leimgruber's saxophone and Lee's cello, and Schürch's voice is both scary and exquisite. When she enters the scene for the first time she is breathing heavily, whispering, panting, like the wind sweeping eerily through the treetops. Lehn works with her sounds, supports and processes them. It is a magical moment of high intensity - actually sensational.
The whole album is a game of concentration, sound colors, spicks and specks everywhere - as if a Jackson Pollock painting came to life - great art, really demanding. The more often you listen to it, the more beautiful details you can find in these sound landscapes. by Martin Schray


Blechgiraffe
Zürich, Theater Rigiblick. - Wer hätte gedacht, dass wir noch einmal über einen solch unbeschreibbaren, weil überaus beziehungsreichen, aber letztlich nichtnarrativen Abend schreiben würden? über diese rund neunzig Minuten eines „musiktheatralischen Handels”, der quasi höhepunktlos und doch irritierend dicht an uns vorbeizieht? „Blechgiraffe” nennt der Zürcher Sänger und Regisseur Daniel Mouthon diesen nach „Mnemosia” und „Owego” dritten Teil seiner „Trilogie einer denkbaren Zukunft”. Der Untertitel lautet: „Ein musiktheatralischer Handel”. Etwas ratlos hält man nach diesem Stück fast nichts in der Hand als ein Bündel loser Fäden. Zieht man freilich an einem davon, sagen wir an jenem „Handel” des Untertitels, so erscheinen Hände, jene des dirigierenden Mouthon. Das wiederum löst die Frage nach der nicht existenten Handlung aus, nach einer azione, von da aus vielleicht auch nach den Aktionen in den Kaufhäusern oder nach dem Aktionismus eines Max Daetwyler oder schliesslich nach der Forderung, nun endlich zu handeln. Man denkt aber auch an Händel, dem vor 250 Jahren in London verstorbenen, der uns einerseits wieder die Oper und ihre Handlung in Erinnerung ruft, aber auch den Handel bzw. den für Händel wie für uns gleichermassen aktuellen Wirtschaftsruin, was weiter zum Börsenkot führt und so weiter. Was der für Musik und Text verantwortliche Mouthon und der um weitere Texte und Regie besorgte Stefan Nolte da vorführen, ist ein niedrigdynamisches, ständig ausfranselndes Antitheater, das einen auf wunderbar-vertrackte Weise einnimmt. Vor allem auch, weil neben Mouthon auf der Bühne ein hervorragendes Musikerquartett agiert: der Schlagzeuger Martin Lorenz, der Cellist Nicola Roman˜, die Keyboarderin Tiziana Rosa und - sie zeigt nicht nur die stilistische Breite ihrer Stimme zwischen Monteverdi und Mundartrock, sondern für einmal auch ihr urkomödiantisches Talent - die Vokalistin Doro Schürch. Fragt sich höchstens noch, was eine Blechgiraffe ist. Thomas Meyer, Tagesanzeiger


Dorothea Schürch, Jacques Demierre, Roger Turner
Mulhouse jazzfestival 2008
/ ...personne ne se plaindra quand ils se nomment Dorothea Schürch ou Jacques Demierre et s'acoquinent avec des clients du calibre de Roger Turner. Dorothea Schürch était donc la première de ces female vocalists annoncées en introduction. Et peu s'en fallut que le trio ne décroche d'emblée l'illusoire trophée de «meilleur concert du festival» tant l'intensité dramatique de la chanteuse, littéralement absorbée de la pression déchirante d'une douleur intérieure, parvint à contenir la fougue légendaire de ses deux partenaires. Si Jacques Demierre vient, en effet, de nous prouver son aptitude à la discrétion, ...il n'en demeure pas moins l'archétype du musicient énergique, éblouissant de lyrisme et de puissance. Quant à l'Anglais Roger Turner, la précision de sa frappe et son inventivité execent toujours la même fascination, mais il est également capable d'envahir l'espace à la première seconde et de ne plus abandonner la place que le concert ne soit achevé. Ce soir-là, pourtant, chacun sut retenir son souffle à l'aune des sifflements étouffés de Dorothea Schürch dont le corps, en constant mouvement, devint le réceptacle du cri essentiel qu'elle ne pouvait se décider à proférer. Et de hurlements indistincts en invectives muettes, de mains suspendues avant le coup porté sur la cymbale ou le clavier en renoncements improbables, murmures, frôlements et frémissements d'organes ou de métaux, c'est toute une grammaire du silence plein qu'il nous fut donné d'admirer, comme la tentation d'un nouveau langage ou le premier vagissement de l'homme qui va naître, épouvanté devant l'invraisemblance de la tâche à venir. (improjazz)

New Swiss Music NY
More of a revelation was Dorothea Schürch, who I'm adding to my shortlist of evocatively avant vocalists. (That list so includes Jaap Blonk, Shelley Hirsch, Catherine Jauniaux, Makagami Koichi, Phil Minton and David Moss.) Schürch demands less attention than those other vocalists, even with the pastryknot of hair atop her head. She doesn't command the proceedings, but listens and responds intently. Somehow it was with the trio of Schürch, Schütz and Wittwer that I finally felt deep in the heart of Zurich. While it's understandable that musicians coming to play in town want to play with New Yorkers, it can be disappointing to so rarely see visitors able to explore familiar ground. These three clearly know each other, and their familarity showed. Shards of sound fell in place, they didn't interrupt. Like a good basketball team, they knew where each other were and where they were headed without having to check. Wittwer's splinter metallics, the blasts from Schütz' electrified and effect-plied cello and Schürch's dramatic, understated vocalizing continually wove around each other without tying each other in knots. Schürch and Anthony Coleman had never met before the day of the performance, but should definitely meet again. They seemed to bring out the best in each other. Coleman is strongest on the acoustic keyboard anyway, and his playing (both inside and outside) on the baby grand was inspired. Schürch's two previous sets in the fest were understated, but here she waxed distracted, drunk, bored, confused and contemplative, all to positive effect. They took advantage of the dual pianos, Schürch leaning on one and looking perplexedly at the instrument, putting her weight on the keyboard as if unaware it would produce a sound. Coleman responded with his textbook knowledge of piano style, giving her decades to which she could respond. (Kurt Gottschalk, Squid's Ear)

Im Duo (mit Jacques Demierre) waren sie dieses Jahr die Sensation am Downtown Improvised Music Festival in New York. Dass sie das je für sich und in allen möglichen anderen Kombinationen schon lange sind, weiss man hierzulande bestens. (Unerhört)


Eine moderne Schamanin der Stimme, die quasselte und plapperte, hauchte und flüsterte, schrie und zirpte – wie das heute viele machen, aber kaum je aus dieser starken Zentriertheit und Kompetenz heraus. Arien der Kindheit, Sprachen der Phantasie, Gesänge der Inspiration...(Neue Luzerner Zeitung)


einem dieser Stimmwunder, die chamelonhaft in hundert Singrollen schlüpfen und auch keine Scheu haben, mit Elektronik zu kooperieren (Apero)

Sciarrinos Lohengrin
/Die bisher vor allem als frei improvisierende bekannt gewordene Vokalistin Dorothea Schürch gestaltete ihre Rolle in so überzeugender Weise, dass man hätte annehmen müssen, sie sei eigens für die komponiert worden. (Nick Liebmann, Zürichseezeitung)


Schürchs Stimmimprovisationen, die manchmal klangen wie ein rückwärts gespultes Tonband (Beate Engel, WOZ)